Neues vom Baui (Juni 2016)

In der pädagogischen Rahmenkonzeption des Bauspielplatzes Langwasser (Zugspitzstraße 181) aus dem Jahr 1998 sind unter anderem zwei wesentliche Arbeitsprinzipien beschrieben:

Akzeptanz – Das Annehmen der Kinder mit ihren Stärken und Schwächen, Erfahrungen und Verhaltensweisen ist pädagogische Grundhaltung. … Alle Kinder sind gleich willkommen. Sprachliche, körperliche, intellektuelle Defizite und soziale Unterschiede sind kein Hinderungsgrund für emotionale Annahme und Integration.

Internationalität – Unterschiedliche kulturelle Hintergründe und Lebenserfahrungen von Kindern aus verschiedenen Ländern bereichern das Spielplatzgeschehen und sind ein Beitrag zu interkulturellem Verständnis. Konflikte, Vorurteile und Unterschiede werden aufgegriffen und thematisiert. Diese Auseinandersetzung trägt zur Bewältigung von Isolations- und Abgrenzungserscheinungen bei.

Diese Prinzipien passen wie angegossen zu einem Integrationsprojekt, dass das Mitarbeiterteam in Kooperation mit der Grundschule Zugspitzstraße seit April dieses Jahres durchführt. Das Angebot geht auf den ersten Blick ganz einfach. Dazu gehören ehrenamtlich Tätige, wahnsinnig engagierte Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt, die sich – bis auf eine junge Frau, die täglich zu Gange ist -, im Wechsel an mehreren Tagen in der Woche um Kinder aus Übergangsklassen während der Mittagsbetreuung in der Schule kümmern. Des Weiteren die Lehrerinnen, die das Konzept und das Team des Bauspielplatzes aus der praktischen Zusammenarbeit kennen. Dann, zwei Tage in der Woche, an denen Kinder im Alter von 7 bis 10 Jahren in der Mittagszeit auf dem Baui ankommen und spielen können. Es gibt das gemeinsame Ritual, eine Kleinigkeit zu essen (Obst, Brot, Schafskäse, Oliven, Bananenmilch, auch mal einen selbstgebackenen Kuchen – nur um ein paar Beispiele zu nennen), sich immer wieder sein eigenes Namensschild zu schreiben und miteinander zu sprechen. Die Kinder stammen aus Syrien, Bulgarien, dem Irak, der Ukraine und so weiter. Die meisten von ihnen haben unsäglich schlimme Erfahrungen mit Krieg und Flucht zu verarbeiten. Wir gehen auf das Bewegungs- und Spielbedürfnis der Kinder ein, und versuchen auch über gezielte Angebote den Kindern individuelle und gemeinsame Erfolgserlebnisse zu verschaffen. Es kostet Kraft für alle Beteiligten und es ist gleichzeitig ein Projekt, das uns allen vor Augen führt, wie wertvoll unsere wertschätzende Zusammenarbeit ist.  Auch zu den Eltern der Kinder besteht ein regelmäßiger Kontakt, weil sie die Kinder gegen 13.30 Uhr vom Baui abholen kommen. Eine wunderbare Sache.
Bis Ende des Schuljahres 2016 werden wir dieses Angebot halten und uns gegenseitig darin bestärken, einen (kleinen) Teil zur Integration der Kinder und ihrer Eltern (bzw. ihrer Mütter oder Väter) beizutragen. Im neuen Schuljahr – so eine Idee, die sich auch als Forderung an entsprechende Stellen manifestieren könnte — wollen wir gemeinsam weitermachen und um fachliche Unterstützung bitten für ein vertieftes Integrationsprojekt zwischen Schule, Baui und Ehrenamt, damit sowohl die Kinder und ihre Familien, als auch die Ehrenamtlichen und Fachkräfte bei Kräften bleiben. Unser Ziel dabei ist es, Vorurteile abbauen zu helfen und Kindern, egal, wie lange sie nun in unserer Stadt leben, die Dringlichkeit gegenseitiger Wertschätzung zu vermitteln.
Weil zum Zeitpunkt des Formulierens des Artikels hier gerade noch die Fußball-EM stattfindet, möchten wir ausrufen: Wir bleiben am Ball.
Wir sehen uns bei der Langwasser Kirchweih mit Traktor und bunten Kindern in den Umzugswagen!

Lorenz Gradl                                                Inge Trepte
(Vorsitzender des Trägervereins)       (Spielplatzleiterin)