Spielen

Inge Trepte, Spielplatzleiterin Bauspielplatz Langwasser

Rollenspiel macht selbstbewusst

Warum heißt ein Spielplatz eigentlich Aktiv-, Abenteuer-, Natur- Gerümpel- oder Bauspielplatz?

Weil dort: sich bewegen, gestalten, Neues ausprobieren, Naturerfahrungen am laufenden Band machen und mit vielem, was so rumliegt, etwas anfangen können, zum Alltag gehört. Wesentliche Aspekte in der Offenen Arbeit mit Kindern sind die Freiheit, das Spielplatzangebot zu nutzen, wann und wie lange sie wollen und die Identifikation mit der Einrichtung (oder eben auch nicht). Jedes Kind im Alter von 6 – 12 Jahren ist eingeladen zu kommen. Der Platz ist auch offen für kleinere Kinder mit Eltern und ältere, herauswachsende Spielplatzkinder. Die Kinder suchen sich ihre Freunde selbst, doch es gibt oft Situationen und Angebote in denen sie lernen, sich mit anderen, neuen zu arrangieren. Das bedeutet unter anderem auch, dass pädagogische Arbeit durch ein hohes Maß an Motivations- und Animationsfähigkeit bestimmt sein muss. Integration ist ein Zauberwort. Ob das nun das freie Spiel oder angeleitete Gruppenspiele betrifft, immer sind höchst heterogene Gruppenkonstellationen im Spiel (Alter, Geschlecht, Nationalität, Stammkind/neues Kind).

Soweit, so gut.

Aber was ist mit spielen?

Es gibt Tage, da spielen die Kinder so wie ich mich gerne erinnere, in der eigenen Kindheit gespielt zu haben. Rollenspiele, die da heißen “Mudderlens und Vadderlens” (das war fränkisch), “Mutter, Vater, Kind”, “wir kochen Suppe! willst du zum Essen kommen?” “wir sind Sanitäter, Polizisten, Verbrecher, Richter …”, “wir heiraten”, “Schule”, “Ringkampf”, “die Schmiede an der Feuerstelle” sind dann angesagt.

Ich freue mich über solche Tage und eigentlich kommen sie gar nicht so häufig vor, wie ich mir das wünschen würde. Der Wert des Abtauchens in die Welt der Phantasie liegt im Schöpfen von Kraft für den alltäglichen Kampf, für Leistungsfähigkeit, die konkret erlebbar ist, weil Maßstäbe und Anforderungen selber aufgestellt werden. Man kann demnach sagen, dass Kinder, die regelmäßig Rollenspiele entwickeln, selbstbewusste, starke Kinder wären. Kinder, die mit sich und der Welt etwas anfangen können.

Es stellt sich die Frage, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit Kindern diese Gelegenheit zum Spielen eröffnet wird; ich zweifle bei den meisten nicht, dass sie die Fähigkeit zum Spielen haben; zu viele Kinder stehen allerdings so sehr unter Spannung, dass es für sie nahezu unmöglich ist, sich entspannt auf Spielen einzulassen.

Was können wir tun?

Respektvollen Umgang miteinander in freund(schaft)licher Atmosphäre pflegen, Standpunkte und Regeln als Angebote verstehen, Humor und Fröhlichkeit nicht verachten, persönliche Stärken und Fähigkeiten einbringen (im Sinne von Kompetenz), Wissen einbringen, das alles gibt Kindern Sicherheit und Orientierung. Sie sollten sich darauf verlassen können, dass sie Kind sein dürfen.

Ansprechende, kreative Gestaltung des Spielplatzes befördern, den Spielplatz wachsen lassen und ihn veränderbar halten, Unordnung zulassen, Materialien, Räume und Räumlichkeiten von unterschiedlichster Dimension zur freien Verfügung stellen. Wenn die Kinder dann noch in die Gestaltung und die Abläufe im Alltag und zu besonderen Events einbezogen sind, und das sind sie auf einem von Profis betreuten Spielplatz, hat man gute Voraussetzungen für die Lust am Rollenspiel geschaffen. Kinder brauchen ein durchdachtes Umfeld, das sie sich erobern können und das ihnen Akzeptanz, Wärme und Geborgenheit vermitteln kann.